Rainer Siegel

Wie wird man eigentlich Schriftsteller?

Roald Dahl hat einmal geschrieben, dass es leider nicht möglich ist, bei einem anerkannten Verlag anzuklopfen und sich um eine Stelle als Schriftsteller zu bewerben. Ebenso gelingt es den wenigsten, sich wie Charles Dickens mit 24 Jahren hinzusetzen und "Die Pickwickier" ("The Posthumous Papers of the Pickwick Club" auch "The Pickwick Papers" 1836/37) zu schreiben. Aus diesem Grund wählte Dahl den Weg durch die Hintertür: er lag nach einem Flugzeugabsturz lange Zeit im Krankenhaus und vertrieb sich die Zeit mit Schreiben. Hintertüren empfahl er in der Folge auch allen anderen Autoren, die keine Genies wie Dickens sind.

Ich hielt mich an den Ratschlag - vielleicht etwas zu wörtlich:
Natürlich wollte ich schon immer Bücher schreiben. Da die dazu nötigen Initialzündungen ausblieben und Gut Ding ohnedies Weile braucht, nahm ich mir erst einmal die Zeit und Muße, in aller Ruhe zu reifen - genau genommen reifte ich vierundvierzig Jahre lang. Zwei Tage nach meinem Geburtstag - ich hatte bis dahin noch immer keine Zeile geschrieben - übte ich mich auf einem Flugsportgelände in der Nähe Berlins im Windenschlepp mit meinem Gleitschirm. Nach drei erfolgreichen Flügen passierte dann ein folgenschweres Missgeschick: durch das Zusammenwirken verschiedener ungünstiger Umstände und auf drei Personen verteiltes menschliches Versagen stürzte ich aus etwa zehn Metern Höhe ab und brach mir beide Beine mehrmals.
In den darauf folgenden Monaten, die ich im Krankenhaus, im Rollstuhl und irgendwann schließlich wenigstens auf Krücken verbrachte, entstand mein erstes Manuskript „Der Metz-Papyrus“ (erscheint voraussichtlich Herbst 2010). Mein linkes Bein musste einige Monate später nochmals aufwändig operiert werden und bescherte mir die nötige Ruhepause um mein zweites Manuskript "Vera Icona Domini - Das Wahre Antlitz des Herrn" (erscheint voraussichtlich Frühling 2011) zu verfassen. Das dritte Buch "GIER" schrieb ich ohne vorherigen Krankenhausaufenthalt - die beiden anderen Bücher hatten mir schon zu ein wenig Routine verholfen. GIER entstand großteils auf langen Zugfahrten, die mit meinem eigentlichen Beruf als Financial Consultant und Fachdozent verbunden sind. Vielen Verspätungen sei Dank!

Falls Sie also auch gerne einmal ein Buch schreiben möchten: Ich kenne da ein Fluggelände in der Nähe Berlins…